Das Schafprinzip

Unkraut jäten ist nicht jedermanns Geschmack. Wer zupft schon gerne in gebückter Haltung die Kräuter aus der Erde, die man eigentlich Wildkräuter nennen sollte. Wer das nicht will, streut überall dick Rindenmulch, schichtet Steine auf eine wasserdurchlässige Folie oder er sät Rasen auf die freien Flächen. Letzteres haben wir getan und damit eine Rasenfläche von etwa 500 m² angelegt.

Damit war der Grundstein für wöchentliches Rasenmähen gelegt. Während man bis in die frühen 70iger Jahre des letzten Jahrhunderts Teile des arbeitsfreien Samstags mit Auto waschen verbrachte, war es nun der Rasen, der am Wochenende mit Motorkraft gepflegt werden wollte. Vier Jahre gingen ins Land, dann war ich es leid, hinter dem knatternden und stinkenden Boliden herzulaufen, der den Rasen schnitt und die Überbleibsel in einem Fangkorb sammelte. Nicht kompostierbar war das Zeug und musste regelmäßig zum Grünabfallplatz gekarrt werden.

Im Sommer 2012 war der Entschluss gereift, es sollte ein Mähroboter angeschafft werden. Derartige Gartenhelfer hatten wir nach der Jahrtausendwende bei Urlauben in Schweden und Dänemark schon bei der Arbeit beobachten können. Im hochtechnisierten Deutschland waren sie damals eher selten zu sehen. 

Nach intensiver Recherche im Internet entschieden wir uns für einen Roboter der Fa. Husqvarna, die sich damals schon seit über 20 Jahren mit dieser Spezies beschäftigte. Heute, gut zehn Jahre später, baut jeder Hans und Franz solche Roboter, nachdem klar wurde, dass es hier einen Markt gibt.

Wir holten das Modell 220 AC beim Fachhandel in Osnabrück, samt Begrenzungskabel, Ladegerät und Ladestation. Jedoch verzichteten wir auf die fachgerechte Verlegung der Kabel durch den Lieferanten.  

Da die maschinelle Verkabelung durch den Händler oder Dienstleister ziemlich flott erfolgt, ist sie deshalb meist nicht so präzise wie wir sie bei unserem verwinkelten Garten brauchten.

Fährt der Mäher bei seiner Arbeit voreingestellt z.B. 27 cm über das Begrenzungskabel hinaus, so muss dieses im Abstand von ca. 30 cm zu jedem Hindernis verlegt werden. Bei weniger Abstand erfolgt an solchen Fehlstellen jedes Mal eine Kollision. Gibt es kein Hindernis, kann der Abstand zum Rasenrand auch geringer sein. Das alles gelingt bestens, wenn man es selbst macht.

Also haben wir mit einer Spitzschaufel einen umlaufenden Schlitz in den Rand des Rasens gestochen und das Kabel etwa 5 cm tief versenkt. Keine Gefahr für den Draht beim Vertikutieren. Zwei Bäume und der Brunnen wurden bei der Verlegung des Begrenzungsdrahtes mit eingefasst. Nachdem auch die Suchschleife für die Startphase und die Rückkehr des Roboters verlegt war, konnten alle Drähte an die Ladestation angeschlossen werden. Diese wiederum wird aus dem Gartenhaus mit Strom versorgt

Nun wurde der Robbi noch ein wenig programmiert und schon legte er los.

Weil elektrisch angetrieben, ist er ausgesprochen leise. Er könnte auch des Nachts mähen, aber wir wollten den Igel nicht verscheuchen. Da der Mäher für 2500 m² Rasenfläche ausgelegt ist, schafft er das Grün in zwei Tagen, jeweils von 9 bis 22 Uhr. Natürlich mäht er nicht die ganze Zeit. Nach etwa 60 Minuten kehrt er selbstständig für 60 Minuten an die Ladestation zurück, um seinen Akku aufzuladen. Danach geht es dann weiter, und zwar nach dem Schafprinzip.

Der Roboter schneidet den Rasen auf 22 cm Breite nach dem Zufallsprinzip, so wie ein Schaf das Gras mal hier und mal da abfressen würde. Die Maschine fährt niemals exakt den selben Weg, sondern variiert ihn ständig und auch die Ausfallwinkel am Begrenzungsdraht. Der sorgt auch dafür, dass Robbi nicht versehentlich beim Nachbarn die Blumen kürzt. In der Summe ist er dann nach 2 Tagen wirklich überall gewsen, auch in den Engstellen.

Der Rasenschnitt bleibt als Mulch liegen und sorgt für ein gesundes Bodenklima und einen Nährstoffkreislauf. Alle 6 bis 8 Wochen gibt es neue Klingen, die ein wenig an Rasierklingen erinnern. Seit Robbi zur Familie gehört, können wir uns beim Rasenschnitt zurücklehnen, oder andere Gartenarbeiten übernehmen, z.B. Wildkräuter* zupfen. 😀

* Unkraut