Um 06:30 Uhr ist die Nacht zu Ende. Das ist sie nicht wirklich, denn der Blick auf die Fenster zeigt immer noch anhaltende Dunkelheit. Schlimmer ist jedoch die bleierne Kälte, die sich im ganzen Haus breit macht und in die Knochen zieht, sobald man das wärmende Bett verlässt. Noch unangenehmer empfinden wir das kalte Wasser für unsere vorsichtige Katzenwäsche im Bad. An duschen oder gar Haare waschen ist am dritten Tag ohne Heizung überhaupt nicht zu denken.
Ich werde an meine Kindheit erinnert. Damals hat sich die ganze Familie jeden Morgen mit kaltem Wasser gewaschen. Ein heißes Bad gab es nur am Wochenende, am Badetag und wir sind heuer noch am Anfang der Woche.
Heute kommen die Heizungsmonteure, um das Glykol von der Solaranlage und aus der Wärmepumpe abzulassen. Das ist neben der Stromlosigkeit eine weitere Voraussetzung für die Demontage der Heizung im Keller und der Solarmodule auf dem Dach.
Leider haben wir die Rechnung ohne den Wirt aufgemacht, denn der Ansprechpartner der von uns gewählten Heizungsbaufirma teilt uns mit, dass heute keiner kommen kann, weil der, der kommen sollte, sich krank gemeldet hat. Die übrigen 29 Mitarbeiter sind überall im Einsatz. Also der klassische Einstieg, wenn es um eine geplante Handwerker-Aktion geht.
Macht aber nichts, denn der vereinbarte Termin mit dem Schrotthändler, der die demontierten Teile übernehmen soll, klappt reibungslos und zudem ziemlich pünktlich. Nach kurzer Einweisung und der zielführenden Frage: “Was soll alles weg?”, geht es auch sofort an die Arbeit.
Als versierter Heimwerker hatte ich die irrige Vorstellung, zur erfolgreichen Demontage einer gerade kalt gewordenen Heizungsanlage seien große Wasserpumpenzangen, Schraubenschlüssel und -zieher, notfalls noch eine elektrische Flex erforderlich. Weit gefehlt. Als einziges Werkzeug kommt eine elektrische Metallsäge zum Einsatz, mit der alles, aber auch wirklich alles, niedergemacht wird. “Eigentlich”, so lasse ich mich belehren, “arbeite man mit einer Motorflex, aber wegen der Abgase in geschlossenen Räumen kommt das nicht so gut”.
Egal, die Muskeln der beiden Akteure und die Metallsäge leisten ganze Arbeit. Es wird alles kurz und klein gesägt oder gebrochen und landet auf dem LKW an der Straße. Überall schmuddeliges Heizungswasser, Metallspäne, Kabelreste und Isoliermaterial.
Eine besondere Herausforderung sind die drei Pufferspeicher. Nachdem sie von ihrer Isolierung befreit sind stellt sich heraus, dass sie mit einem Durchmesser von 85 cm nicht durch die Kellertüren mit der Breite 81cm passen. Sie werden kurzerhand mit der besagten Metallsäge in neun 65 cm breite Ringe zerlegt. So portioniert gehen sie durch die Türrahmen, die vor 35 Jahren offensichtlich nach dem Einbau der Pufferspeicher eingeschäumt worden sind.
Als letzte Herausforderung bleibt die Wärmepumpe und der Solarkreislauf mit dem Glykol. Solange das nicht beseitigt ist, wäre ein Sägen an den Rohren eine ziemliche Schweinerei, denn das Zeug ist zwar nicht giftig aber ziemlich glibberig. Das muss also ein Job für den kommenden Tag werden.