Die Seife haftet jetzt länger

Gerade bin ich der Dusche entsprungen und in Jeans und Sweatshirt geschlüpft, da klingelt es um 08:05 Uhr bereits an der Haustür. Ganz schön früh sind die beiden Herren Handwerker von der Sanitärfraktion. Direkt in den Keller marschieren sie, die neue Trinkwasser-Enthärtungsanlage und diverse andere Teile unter den Armen. An diesem Dienstag soll das Gerät in die Wasserführung des Hauses eingefügt werden.

Natürlich passiert so etwas nicht ohne Vorbereitung durch die Hausbewohner. Tage zuvor hatten wir schon ein unterstes Regalbrett völlig ausgeräumt und abgebaut, denn darunter soll die Abwasserleitung verbaut werden. An der Stelle, an der jetzt die Anlage steht, befand sich zuvor allerlei nützliches und auch unnützes Gerümpel, dass neben den Sachen aus dem Regal an anderer Stelle im Keller deponiert werden musste. Weil eine zusätzliche Gartenwasserleitung gelegt werden soll, waren auch alle Utensilien, die man zwischen Rohrleitungen und Decke unter derselben verstauen kann, entfernt und gelagert worden. Der Gefrierschrank bekam eine Abdeckhaube und der Vorratsschrank im Wäschekeller einen anderen Platz. Über Beiden sind heute Wanddurchbrüche geplant. Unser Keller war in Teilbereichen noch nie so aufgeräumt, in anderen noch nie so vermüllt. Am Ende des Tages wird sicher einiges für die Müllkippe übrig bleiben.

Zunächst gibt es eine Begehung, damit Einigkeit besteht, was überhaupt wie gemacht werden soll und ob auch alle Materialien an Bord des Werkstattwagens sind. Danach eile ich an den Frühstückstisch mit anschließender Morgenzeitung.

Wir hören Bohrgeräusche aus dem Keller. Ein Hammerbohrer, den wir der Abwasserleitung zuordnen. Kurz vor neun Uhr wird meine Expertise verlangt. Es gibt ein kleines Malheur. Man habe die Kaltwasserleitung  des Gartenwassers für den Anschluss der zusätzlichen Wasserleitung  bereits durchtrennt und erst danach gesehen, dass es noch einen Abzweig für die Waschmaschine gibt. Sinnvoller wäre es gewesen, die Leitung erst nach dem letzten Abzweig durchzusägen.

Leider ist das verbliebene Rohrstück nach dem vorletzten  Abzweig zu kurz zum verpressen. Man hätte die Leitung sonst flicken können. Jetzt bleibt nur eine Verbindung zur Kaltwasserleitung herzustellen, die zur Steigleitung Richtung Badezimmer führt. „Es sei denn, die Waschmaschine soll  nicht an das entkalkte Wasser angeschlossen werden“, werde ich gefragt.

Vermutlich handelt es sich um eine rhetorische Frage, denn das ersparte Waschpulver, welches eine Waschmaschine, die mit entkalktem Wasser betrieben wird nicht benötigt, wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen.  Also wird neu verrohrt und abermals gekappt, dieses Mal an der richtigen Stelle. Erst in dem Moment wird mir klar, dass wir schon eine Weile kein Wasser mehr in den Leitungen haben.

Nach der Frühstückspause der Werktätigen gibt es einen Zwischenfall, den offenbar niemand zu vertreten hat. Für die letzten Arbeitsgänge ist der Hauptwasserstrang vor der Wasseruhr und dem Wasserfilter abgesperrt worden. Plötzlich steht Wasser auf den Kellerfliesen, obwohl sich unter den offenen Rohrteilen eine Auffangwanne befindet. Das Wasser tropft aus dem Wasserfilter und die Filterglocke lässt sich spielend leicht herausdrehen. „Das sei sehr ungewöhnlich“, höre ich. Offensichtlich ist die Dichtung defekt, obwohl der Filtereinsatz erst vor 3 Monaten durch eine Fachfirma ersetzt worden ist und bis dato keinen Wasserverlust zeigte. Ein ungewöhnlicher Fall.  Es wird eine neue Dichtung besorgt und dann tropft nichts mehr.

Die neue Wasserleitung besteht aus Kunststoff-Verbundrohr. Natürlich wird auch sie unter der Kellerdecke in Rohrschellen gelegt. Dafür und für die Wanddurchbrüche wird gebohrt. Es staubt und rieselt, aber die Löcher passen alle zu hundert Prozent. Am Ende fällt die neue weiße Wasserleitung überhaupt nicht auf.

Als das Wasser wieder aufgedreht wird, sind alle Verbindungen dicht, sehr gut. Etwas komplizierter gestaltet sich der Anschluss der Enthärtungsanlage. Sie ist ein Vollautomat, der Ionen tauscht und es ist das erste Gerät dieser Marke, dass heute von den Sanitärhandwerkern verbaut wird. Also eine Premiere in unserem Keller. Folglich wird nach Arbeitsanweisung gearbeitet, auch ein Telefongespräch geführt und nach dem erfolgreichen Systemstart und Eingabe der Uhrzeit etwa 35 kg Salztabletten eingefüllt. Fertig!

Die Regeneration des Tauscherharzes erfolgt alle 3 bis 4 Tage jeweils um 02 Uhr Nachts. Dabei wird das Spülwasser direkt in den Abwasserkanal gepumpt und läuft, da es keine feste Verbindung zwischen Frisch- und Abwasser geben darf, in eine Art Trichter. Hoffentlich fallen wir dann bei gurgelnden Geräuschen im Keller nicht aus dem Bett.

Als die Handwerker gegen 16 Uhr ihre Sachen zusammen packen und den Feierabend einläuten, fängt für mich die Arbeit an. Fegen, Staub saugen, Regale reinigen, wischen und Möbel rücken. Das Einräumen verschiebe ich auf übermorgen. Mal schauen, wie viel dabei auf dem Müll landet. Beim Hände waschen merke ich, die Seife haftet länger an den Händen als sonst.