Wenn die Heizung leckt!

Seit etwa 35 Jahren arbeitet im Keller des Hauses unsere Heizungsanlage und versorgt die Fußbodenheizung, den Heizkörper im Bad und das Warmwasser-Modul mit wohliger Wärme. Energieträger ist weder Öl noch Gas sondern elektrischer Strom vom Grundversorger.

Das ist insofern bemerkenswert, weil in den 80iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts das Heizen mit Strom über eine Nachtspeicherheizung nicht ungewöhnlich war, wohl aber der Einsatz einer Wärmepumpe. Die arbeitet seit gut 35 Jahren klaglos bei uns im Heizungskeller, weil der damalige Erbauer des Hauses ein Faible dafür hatte und seiner Zeit ziemlich voraus war. 

Die Wärmepumpe der damaligen Zeit ist allerdings ein ziemlicher Koloss, ein Kolbenverdichter, gebaut von der Fa. Bitzer in Stuttgart, die eigentlich auf Kältemaschinen spezialisiert ist.. “ Die geht nie kaputt“, meinte mal ein Wartungstechniker, „nach 200.000 Betriebsstunden braucht sie mal neue Flatterventile und einen Ölwechsel, dann macht sie weitere 200.000 Stunden“. Wir staunten nicht schlecht, denn nach 35 Jahren hat sie mal eben „nur“ 63.000 Betriebsstunden auf dem Buckel.

Die Wärmepumpe hängt am Flächenkollektor, der in ca. 1,8 m Tiefe die Wärme aus dem Gartengrund holt. Weitere Wärme kommt aus 14 Solarkollektoren vom Dach und wird in drei Pufferspeichern a. 1.000 Ltr. vorgehalten. Aus den Pufferspeichern zieht die Heizung die erforderliche Temperatur und die Hochleistungs-Frischwasserstation holt sich die Wärme ebenfalls dort ab und schickt sie mit 5° Temperaturdifferenz an alle Zapfstellen im Haus. 

Seit 2008 arbeitet die Heizung computergesteuert, d.h., die Technik sorgt dafür, dass die Wärmepumpe dann arbeitet, wenn Wärme gebraucht wird und die Sonnenenergie in den Pufferspeichern landet, wenn sie nicht gebraucht wird. Im Idealfall ist die WP im Sommer außer Betrieb und es stehen 3.000 Ltr. 60° heißes Pufferspeicher-Wasser aus der Solaranlage zur Verfügung. 

frei programmierbare Steuerung von TA

Bei Minusgraden von 10° tut sich der Koloss im Keller allerdings schwer. Deshalb kommt dann der  Kamin im Erdgeschoss zum Einsatz.

Warum nun diese umfangreiche Instruktion?

Die ganze Anlage ist trotz technischer Aufrüstung fast 36 Jahre alt. Der Kolbenverdichter ist nicht ganz leise und braucht wegen seiner Auslegung verhältnismäßig viel Strom. 1986 kostete eine Kilowattstunde Wärmepumpenstrom 6,2 Pfennig, heute 22,6 Cent. plus Grundgebühren. Die 8 Pumpen für Solar, Sole, Speicher, Frischwasser und Heizkreise sind ebenfalls ziemliche Stromfresser, nicht vergleichbar mit modernen Aggregaten. Und was ist, wenn einer der Pufferspeicher leckt? Man mag es sich nicht vorstellen.

Brauchten wir auch nicht, es passierte im Juli diesen Jahres.

Die Pufferspeicher sind zwar noch dicht, aber die Solaranlage auf dem Dach nicht. Wir bemerkten es am Bildschirm unseres PC eher zufällig. Die Temperatur der Solarkollektoren stieg auf 90°, was bisher noch nie passiert war. Dass Metall oder Glas in der Sonne auch heißer werden kann, ist kein Geheimnis. Normalerweise gehen die hohen Sonnen-Temperaturen per Medium in die Pufferspeicher und kaltes Glykolgemisch wird auf das Dach gepumpt und dort wieder erwärmt. Daraus ergibt sich eine Arbeitstemperatur am Dach von etwa 70° und sollten alle drei Pufferspeicher im Hochsommer eine Temperatur von 65° erreichen, dann weiß die Steuerung was zu tun ist. Sie schickt das Heiße Glykolgemisch vom Solardach in eine dafür vorgesehene Erdschleife des Erdkollektors und kühlt so das Dach endlos runter. 

Es gab also eine undichte Stelle am Solardach, das Glykol lief über die Dachrinne ab und die Pumpe konnte heiße Luft nicht befördern. Die Vorstellung, diese Leckage reparieren zu lassen und 4 Wochen später eine weitere zu finden oder eine Pfütze im Keller, oder … alles nicht erstrebenswert. Was also tun?

Nach kurzer Überlegung war der Entschluss gefasst. Eine neue Heizung soll eingebaut werden. Immerhin stand diese Entscheidung vor 5 Jahren schon einmal im Raum, als die Strompreise sich mal wieder aufs Klettern verlegten.

Öl und Gas wurde wegen der CO2 Problematik schnell verworfen und weil der Flächenkollektor im Erdreich vorhanden ist, landeten wir mit unseren Überlegungen wieder bei einer Wärmepumpe. Der Heizungsbauer unserer Wahl empfahl eine moderne, drehzahlabhängige, verbrauchsgeminderte Wärmepumpe von Bosch mit einem Scrollverdichter, die zudem extrem leise sein soll.

Kombiniert wird die Neuerwerbung mit einem 750 Ltr. Schichten-Pufferspeicher, an den dann auch eine neue Solarthermie- Anlage angeschlossen wird. Diese wird bei vergleichbarer Leistung nicht mehr vierzehn Module sondern nur noch vier haben. Der Pufferspeicher nimmt die Energie der WP und der Solarpanels auf und gibt sie geschichtet an die Heißwasser Station und die Heizkreise wieder ab. Das Ganze soll verbrauchsgünstiger, leiser und mit einer Arbeitszahl von 5,5  ( 1 kWp Strom ergibt 5,5 kWp Wärme) auch effizienter sein. Natürlich hat all das auch einen stolzen Preis, nicht zuletzt durch die Begleiterscheinungen von Corona und den Rückbau im Heizungskeller und auf dem Dach, wird aber durch das BAFA gefördert.

Ein Angebot liegt vor, die Fördermittel sind beantragt und zugesagt und die Aufträge der beteiligten Firmen terminiert. Seit dem vergangenen Freitag ist der Heizungskeller bis auf die Deckenbeleuchtung und die Steckdosen stromlos, sowie die Wärmepumpe ohne Kältemittel. Das darf man nicht so einfach an die Luft setzen, sondern es muss von einer Fachfirma abgesaugt und kostenpflichtig entsorgt werden. Die 3.000 Ltr. Speicherwasser sind abgelassen und alle Steigleitungen hoffentlich leer. Der Solarkreislauf und die Erdkollektoren sind allerdings noch mit Glykol gefüllt. Zum Dach hinauf zumindest bis zur Leckstelle.

Morgen, am 25.11.2021 in der Frühe wollen die Heizungsmonteure den Rückbau einleiten und der Schrotthändler wird alles abtransportieren. Das wird eine Herausforderung werden, denn die Komponenten sind damals während der Rohbauphase, als noch keine Türen und Treppengeländer vorhanden waren, eingebracht worden. Unsere Türmaße sind 81 mal 200 cm und die Deckenhöhe 218 cm. Das Kippmaß der alten Pufferspeicher beträgt 214 cm und die schmalste Seite der Wärmepumpe misst 79 cm. Die Pufferspeicher sehen ziemlich kompakt aus mit ihrer dicken Isolierung. Keine Ahnung was an Durchmesser bleibt, wenn sie ausgepellt sind. Schauen wir mal… würde „Kaiser Franz“ dazu sagen.

Wie geht es weiter?