Die wundersame Pinguinvermehrung

Unsere Zeit in Linne, im Torhaus des Gutes Krietenstein hatte einen hohen ländlichen Freizeitwert. Es war die Wohnlage, die man klassisch als Alleinlage bezeichnen würde, was natürlich nicht ganz passte, denn es gab eine zweite Wohnung im Torhaus, die von Anja und Andreas bewohnt wurde. Die wenigen übrigen Nachbarn waren alle einige 100 m entfernt.

Die Frösche quakten des Nachts in der jungen Hunte, die Rehe fraßen uns an der Terrasse die Rosenknospen ab und wir erkundeten das Wittlager Land in jede Richtung mit dem Fahrrad. Damals waren es noch keine e-bikes.

Zwei unserer ersten Besucher im Torhaus von Krietenstein waren Annemarie und Werner. Unser neues Domizil hatte damals kaum Möbel und Accessoires zu bieten, deshalb fiel mein Lehmpinguin in der Deko sofort auf. “Der ist ja witzig”, meinte Werner und fragte dann, ob ich ihn nicht noch ein weiteres Mal modellieren könne. „Wohl nicht“, erwiderte ich und gemeinsam kamen wir zu der Überlegung, die „antike Lehmfigur“ in Modellgips zu kopieren. 

Das war die Geburtsstunde der Pinguine, aber bis zur Umsetzung des Gedankens wurde es Spätherbst. Nachdem ich mit Latexmilch eine Modellform erstellt hatte, war es dann nur eine Frage der Zeit, bis sich die Brüder aus Gips zum Original aus Lehm gesellten. Langwierig war die Prozedur schon, denn es gab nur eine Latexform und die Kopien mussten eine Weile in der Form aushärten. Den eigentlichen Trocknungsvorgang absolvierte die Truppe dann auf den Heizkörpern im Torhaus in Linne.

Danach folgte die Grundierung und Bemalung der Pinguin-Rohlinge. Nach Abzug der abgegebenen und verschenkten Exemplare verblieben etwa 20 Exemplare in Linne. Unter Einsatz bunter, schnell trocknend Acrylfarben entstanden die Figuren in unterschiedlichstem Outfit. Mal gestreift, mal geringelt, einfarbig, als Clown, Ritter, Bösewicht, Glücksbringer, Lebemann und, und…

Keiner sollte den Vorgängern gleichen und die fernsehlosen Abende des Jahres 2005 in der Abgeschiedenheit des Wittlager Landes waren gefüllt. Die ruhige Hand, die beim Bemalen  vonnöten war, hat dabei geholfen.

Beim Umzug nach Wallenhorst waren natürlich auch die Pinguine mit dabei. Im neuen Domizil fanden sie sich in vielen Räumen, meist mit guten Aussichtspositionen auf Bewohner oder Nachbarn wieder. Aber sie sollten nicht allein bleiben. Aber das ist ein anderes Projekt.